Wintergetreide – Ungräser- und Unkrautregulierung im Visier

Wichtige Informationen aus dem Landkreis Ravensburg vom 13.04.2025

 

Die Wintergetreidebestände präsentieren sich aktuell recht gut und gesund, früh gesäte Wintergerste beginnt mit dem Übergang in den Langtag zu schossen, Winterweizen ist Mitte/Ende Bestockung. Bedingt durch die späten Aussaattermine und/oder gut wirksame Herbstbehandlungen sind die Bestände überwiegend frei von Konkurrenz. Aus Sicht des versierteren Pflanzenschutzberaters M. Kreh, vom Landwirtschaftsamt Ravensburg, werden die immer noch kühlen Nächte und der kalte Wind zu Wochenbeginn das Wachstum doch noch etwas bremsen und den Krankheitsdruck geringhalten. 

 

In Wintergerste ist der Zeitpunkt für Ungräserbehandlungen meistens schon vorbei, in später entwickeltem Weizen sind noch Behandlungen möglich. Für einen guten Behandlungserfolg muss die Luftfeuchtigkeit höher als 60%, besser 70% sein. Planen Sie die Applikation in die Morgen- oder Abendstunden bei möglichst windstillen Bedingungen und beachten Sie die gute Benetzung, z.B. mit 03er Doppelflachstrahldüsen und mind. 300L Wasser/ha. Behandlungen sollten aber generell nicht auf gestresste Bestände gesetzt werden, solange noch starke Nachtfröste (unter -2°C) vorhergesagt werden. Empfohlen werden kann eine Anwendung bei strahlungsreicher Witterung in einer Schönwetter- bzw. Hochdruckwetterphase. Dies würde sich aller Voraussicht nach Ende dieser Woche ergeben. Vereinzelt haben Bestände schon unter nicht optimalen Herbizid-Anwendungen gelitten, da sie die Gräser-Herbizide nicht gut „Verstoffwechseln“ konnten. Wurde noch auf gute Bedingungen gewartet und die Ungräser sind nun schon zu hoch, ist es evtl. besser die Behandlung auszulassen. Zu große Gräser lassen sich nur schwer bis gar nicht mehr bekämpfen, die Resistenzentwicklung der Wirkstoffe wird nur noch beschleunigt. Relevante Mittel/Wirkstoffe gegen Unkräuter lassen sich hingegen aber immer noch in Wintergerste und Winterweizen anwenden. Durch die bereits recht warmen Nachmittagstemperaturen Ende letzter Woche hat die Vegetation schon gut losgelegt, einige Unkräuter wie z.B. der Ehrenpreis blühen schon.

 

In Winterweizen stehen gegen Acker-Fuchsschwanz mehrere Wirkstoffe aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe (Mesosulfuron, Iodosulfuron, …) zugehörig zur Wirkstoffklasse 2 zur Verfügung. Diese sind enthalten in Atlantis flex, Niantic, Incelo, Altivate 6 WG. Für Atlantis flex gilt die Empfehlung bei normalem Besatz mit 200g/ha + 0,6l/ha Biopower, bei schweren Böden und starkem Besatz sogar 330g/ha +1,0l/ha Biopower zu behandeln. Alternativ ist auch Niantic mit 500g/ha + 1l/ha Probe möglich. Beachten Sie besonders bei diesen Produkten die oben genannten Anwendungsbedingungen. Zur Wirkungsabsicherung ist eine Zumischung von bis zu 30 Liter/ha AHL empfehlenswert. Das AHL sorgt dafür, dass der Tropfen auf dem Blatt länger in flüssiger Form bleibt und nicht so schnell vertrocknet. Somit bleibt dem Wirkstoff länger Zeit auf dem Blatt des Ackerfuchsschwanzes einzudringen. Aus demselben Grund auch die Empfehlung mit der Luftfeuchtigkeit. Sollten bei den Unkräutern in bekämpfungswürdigem Ausmaß vorhanden sein, ist es angeraten diese auch zum jetzigen Zeitpunkt separat zu behandeln und nicht das Herbizid zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Wachstumsregler-Applikation zu mischen.

Praxistipps: Zumischpartner gegen Zweikeimblättrige sind zumeist gegen eine breitere Palette an Mischverunkrautung wirksam, stimmen Sie dennoch diese Produkte aber vorrangig auf Ihre speziellen Unkräuter ab und beachten Sie die verschiedenen Stärken und Schwächen. Hier empfiehlt es sich gezielt die Leitunkräuter, die später stark ertragsmindernd sein können, z.B. Klettenlabkraut auszuschalten. Der Bekämpfungsrichtwert liegt hier bei 0,1 Pflanzen/m². Besonders der Wirkstoff Fluroxypyr, in den Produkten Tomigan 200, Ariane C, Pixxara EC, ist hier gut geeignet. Hier gilt es aber unbedingt die warmen, wüchsigen Bedingungen zu beachten, die aktuell noch nicht vorherrschen. Wirksame Mittel sind ebenso Saracen, Biathlon 4D, Pointer Plus, Flame Duo etc ... mit dem Wirkstoff Florasulam. Mit Pointer Plus, Biathlon 4D und Ariane C lässt sich die Ackerkratzdistel ebenso gut in Schach halten. Beim häufig vorkommenden, aber schwer zu bekämpfenden Ehrenpreis haben die Produkte Alliance, Antarktis, Artus und Pixie Pack die beste Wirkung. Die gängigen Sulfonylharnstoffe haben hier Wirkungslücken. Außerdem schreitet hier die Resistenzentwicklung weiter voran, weil diese zu häufig angewendet werden. Wenn möglich weichen Sie aus diesem Grund auf die Wuchsstoffe aus.

Das Ziel bei der Unkrautbekämpfung ist schlussendlich nicht der blitzsaubere Acker, sondern nur die ertragsrelevanten Unkräuter einzudämmen. Nicht stark ertragsmindernde Unkräuter dürfen auch gerne mal im Bestand „unten drin“ stehen bleiben. Sofern aktuell noch keine problemhaften Unkräuter erkennbar sind: Spätverunkrautung von Klette und Distel kann noch bis zum Erscheinen vom Fahnenblatt mit Wuchsstoffen nachbehandelt werden. Mischungen von Herbiziden mit CCC-Wachstumsreglern sind möglich.

Hinweis: Auch eine Herbizidbehandlung mit Sulfonylharnstoffen kann schon ein wenig zum Homogenisieren/Angleichen/Stauchen der Bestände führen.

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