Pflanzenbau – Informationen zur Blattdüngung
Derzeit ist es so, dass viele Winterungen aufgrund der Trockenheit allgemein Probleme hatten und auch noch haben, sowohl Makro- als auch Mikronährstoffe aus der Bodenlösung aufzunehmen. Manchmal sind auch bereits Symptome erkennbar. Granulierte N-Düngeformen aus der ersten und zweiten Gabe sind zum Teil noch gar nicht richtig in Lösung gegangen, in der Bodenlösung angekommen und befinden sich auf der Bodenoberfläche. Es braucht dringend Niederschläge und durchfeuchtete Böden, damit der Dünger wirken kann.
Mitunter kommt die Stickstoffwirkung dann aber nicht mehr rechtzeitig, um die Bestände zu Höchsterträgen zu führen. Insbesondere bei Winterraps und spät gesäten Getreidebeständen stand zu wenig Stickstoff für das Massenwachstum, bzw. die Bestockung zur Verfügung, weshalb sich solche Bestände eher dünn und gedrungen präsentieren.
Die erforderlichen Mengen an Makronährstoffen über das Blatt in die Pflanzen zu bekommen ist nicht möglich. Bei den Mikronährstoffen ist es in den meisten Fällen so, dass diese ausreichend im Boden vorliegen, aufgrund der Trockenheit, nicht selten aber auch wegen eines falsch eingestellten pH-Wertes des Bodens nicht pflanzenverfügbar werden. Hier kann die Blattdüngung aushelfen. Viele Mikronährstoffe können über längere Zeiträume während der Hauptwachstumsphase (z.B. Zink), manche sollten sogar mehrmals, zu verschiedenen Terminen (z.B. Mangan oder Bor) ausgebracht werden. Bei der Applikation kommt es sehr auf die Formulierung und Wirkweise an. Aufgrund der Trockenheit, fehlendem Tau sowie hoher Strahlungsintensität zuletzt, haben die Pflanzen eine stark ausgeprägte Wachsschicht. Hier helfen am ehesten chelatisierte (entsprechend teure) Produkte oder solche mit entsprechenden Additiven. Grundsätzlich kann es hilfreich sein, Blattdünger in den frühen Morgenstunden oder noch besser abends (= lange Einwirkzeit) zu applizieren, wenn die Wachsschicht weniger ausgeprägt ist. Viele Blattdünger können gemeinsam mit Pflanzenschutzmitteln ausgebracht werden. Hierbei sind die Mischbarkeiten laut Herstellerangaben jeweils zu beachten. Werden Blattdünger mit Pflanzenschutzmitteln gemischt, sollte dem pH-Wert der Brühe Beachtung geschenkt werden, um die jeweilige Wirksamkeit zu gewährleisten. Der pH-Wert sollte dabei nicht im alkalischen Bereich liegen. In einem durchsichtigen Gefäß kann vorab mit einer Test-Mischung getestet werden, ob die Mischung z.B. ausflockt. Werden Feste Düngemittel in Wasser gelöst, sollte das Wasser nicht zu kalt sein (z.B. Brunnenwasser), was die Löslichkeit hemmt.
Sollte es auf einem Ackerschlag wiederholt zu optischen Mangelsymptomen kommen, kann neben der Bodenanalyse auch eine Pflanzenanalyse hilfreich sein. Dazu bietet beispielsweise die LUFA NRW entsprechende Pakete an. Mit einer Kombination aus Boden- und Pflanzenanalyse kann auf Flächen die wiederkehrend einen optischen Mangel anzeigen, Rückschluss auf eine Blattdüngung für die folgenden Kulturen bzw. die Fruchtfolge gezogen werden. Weitere Hinweise zum Thema Blattdüngung sowie eine Auswahl an Produkten finden Sie im Ratgeber Pflanzenbau und Pflanzenschutz sowie im Internet unter www.duengung-nrw.de.
Letztlich muss zurzeit auf Niederschläge gehofft werden, sodass mit dem Bodenwasser bereits ausgebrachte Nährstoffe oder eben solche aus dem Bodenvorrat über das Wurzelsystem aufgenommen werden können.
ZUSÄTZLICHE INFOBOX: Die Versorgung der Pflanzen mit den Makronährstoffen Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel, Magnesium und Calcium wird wesentlich mit der Bodendüngung sichergestellt. Doch auch eine ergänzende Blattdüngung mit Makronährstoffen kann sinnvoll sein, insbesondere dann, wenn die Nährstoffversorgung über die Wurzel nicht gewährleistet werden kann. Mögliche Gründe hierfür sind Trockenstress, ein nicht Standort angepasster pH-Wert (Festlegung von Nährstoffen), niedrige Temperaturen und ein damit einhergehend gehemmter Stoffwechsel sowie ein schlecht ausgeprägtes Wurzelsystem. Hinzu kommt ein hoher Nährstoffbedarf zu den Hauptwachstumsphasen und auftretende Nährstoffmangelsymptome. Die Menge an Makronährstoffen, die über das Blatt aufgenommen werden kann, ist begrenzt, sodass eine ausschließliche Blattdüngung meist nicht ausreicht. Anders ist dies bei den Mikronährstoffen, auch Spurenelemente genannt. Dazu zählen unter anderem Eisen, Mangan, Bor und Molybdän. Spurenelemente werden in geringeren Konzentrationen ausgebracht, da diese in der Pflanze auch in geringeren Mengen vorliegen bzw. benötigt werden. Somit ist es möglich, den gesamten Bedarf an Spurenelementen über das Blatt abzudecken. Die Gründe für den Einsatz von Spurenelementen als Blattdünger sind ähnlich denen von Makronährstoffen. Auch wenn die Pflanze Spurenelemente über das Wurzelsystem aufnimmt, kann die Verfügbarkeit oft ungenügend sein. Liegt ein Mangel vor kommt es zur Symptombildung, dann ist es aber oft schon zu spät und das Ertragspotential ist gemindert. Die Mangelsymptome äußern sich in unterschiedlichen Verfärbungen der Pflanzen, an unterschiedlichen Pflanzenteilen. Oftmals überschneiden sich auch die Symptome, sodass eine optische Identifizierung des Mangels schwierig ist. Ein Spurenelementmangel vor der Symptombildung kann daher nur über eine Pflanzenanalyse bestimmt wird. Hierdurch kann der Ernährungszustand der Kultur für alle Pflanzennährstoffe ermittelt werden und bei rechtszeitiger Blattdüngung ein ertragswirksamer Mangel vermieden werden.
Blattdünger wirken über alle grünen Pflanzenteile und werden über Blätter und Stängel aufgenommen. Letztlich gibt es zwei Eintrittswege für Nährstoffe über das Blatt: einmal über die Kutikula (durch die Wachsschicht) und einmal über die Spaltöffnungen (Stomata). Bei der Aufnahme über die Kutikula diffundieren die Nährstoffe entlang der „Wasserpfade“ ins Innere des Blattes. Auch, wenn Nährstoffe über die Spaltöffnungen ins Innere des Blattes gelangen können, so sind diese hauptsächlich für den Gasaustausch der Pflanze zuständig. Insbesondere die Blattunterseite bietet einige Spaltöffnungen, sodass eine Applikation von Nährstoffen auf die Blattunterseite die Effektivität steigern kann. Die Blattdüngung wird letztlich von den Faktoren Umwelt, Pflanze, verwendeter Blattdünger und Applikationstechnik beeinflusst. Der Faktor Umwelt meint maßgeblich die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit. Analog zur Applikation von Pflanzenschutzmitteln sind sowohl Morgen- als auch Abendstunden zu empfehlen, da in der Regel für die Aufnahme von Nährstoffen ein Feuchtigkeitsfilm auf dem Blatt erforderlich ist. Hinzu kommt, dass je nach pH-Wert des Bodens die Verfügbarkeit von Spurenelementen aus dem Boden nicht gegeben ist, obwohl die Konzentration eigentlich ausreichend ist. Ab einem pH-Wert über 7 ist die Verfügbarkeit von Kupfer, Mangan, Zink, Bor und Eisen stark bis sehr stark eingeschränkt. Einzig Molybdän profitiert von einem hohen pH-Wert. In diesem Zusammenhang sollte insbesondere nach einer Kalkung auf die Versorgung mit Spurenelementen geachtet werden. Je nach Pflanzenart unterscheiden sich auch die Dicke und die Ausprägung der Kutikula bzw. der Wachsschicht und damit auch die Aufnahmefähigkeit von Nährstoffen. Wie beim Pflanzenschutz spielt die Benetzung auch eine große Rolle. Hier ist auf die richtige Düse und Tropfengröße zu achten. Wie oben schon erwähnt, bietet sich die Applikation in den Morgen- oder Abendstunden an. Außerdem kann die Wirkung durch das Verwenden von Additiven wie Netzmitteln oder Haftmitteln verbessert werden. Bei der Auswahl des Blattdüngerproduktes sollte nicht nur der reine Nährstoffgehalt beachtet werden. Es gibt große Unterschiede in der Formulierung und in den Vermahlungsgeraden der Wirkstoffe, sodass Wirksamkeit, Verträglichkeit und Preiswürdigkeit des Produkts beeinflusst werden. Eine kombinierte Ausbringung von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln ist auch möglich, dabei muss aber unbedingt auf die Mischbarkeit geachtet und die Herstellerangaben beachtet werden.