Getreidebestände auf Krankheitsbefall und Entwicklungsstadium kontrollieren
Die Situation im Getreidebau zeigt sich jetzt, Anfang April, sehr unterschiedlich. Die nassen Stellen und Felder mal außenvor gelassen, sind wir in der Entwicklung 10-12 Tage voraus. Dabei zeigen sich einige Weizen- und Triticalefelder (-Sorten) deutlich weiterentwickelt, als die Wintergerste. Für das Wochenende sind deutlich höhere Temperaturen vorhergesagt, so dass, die Befahrbarkeit der Flächen vorausgesetzt einiges zu tun sein wird.
Grundsätzliches zu den Wachstumsreglern
CCC wirkt im Roggen und in Triticale bis zum EC 32 recht gut. In Wintergerste hat CCC kaum eine Wirkung. In Winterweizen habe ich keine guten Erfahrungen von CCC im Soloeinsatz. Es hat ohnehin nur eine Indikation bis EC 31 und sollte ab Schossbeginn auf keinen Fall solo zum Einsatz kommen.
Prohexadion-Calcium Produkte: Medax Top, Fabulis
Der mind. Temperturanspruch liegt bei 10 °C, das Optimum bei 12-18°C. Der Wirkstoff wirkt sehr schnell, hält aber nicht lange an (3-6 Tage).
Der Effekt liegt in der Einkürzung der Internodien und einer Verdickung der Halmwand. Zusätzlich wird der Hauptrieb gehemmt und die Nebentriebe gefördert.
Trinexapac Produkte: Moddus, Calma, u.a.
Der mind. Temperaturanspruch liegt etwas höher, bei 12 °C, das Optimum bei 14-20 °C. Diese Produkte haben einen hohen Anspruch an die Sonnenscheindauer. Diese sollte mind. 8 Std. scheinen. Die Intensität der Sonneneinstrahlung ist hier von entscheidender Bedeutung. Bei anhaltend bedecktem Wetter ist die Wirkung schwächer. Die Wirkung stellte sich langsamer ein, hält aber länger an (7-12 Tage).
Der Effekt liegt in der Einkürzung der Internodien, Verdickung der Halmwand sowie der Hemmung der apikalen Dominanz, führt jedoch zu einer schnelleren Reduktion der Seitentriebe (ist bei den schwachen Beständen in diesem Jahr nicht gewünscht).
Das Kombinationsprodukt, Prodax kombiniert die oben beschriebene Wirkung. Es hat eine schnelle Anfangswirkung und eine gute Dauerwirkung von mehreren Tagen. Allerdings beschleunigt es wie die Trinexapac-Produkte die Seitentriebreduktion.
Welcher Wachstumsregler am Besten passt, hängt vom Bestand ab. In schwach entwickelten Beständen bietet sich der Einsatz von Medax Top oder Fabulis an, in "normal" oder stark entwickelten Beständen eher ein Trinexapac Produkt (evtl. in Kombination mit CCC) an.
Wintergerste
In den frühen bis mittleren Lagen steht die Wintergerste am Schossbeginn und wird in den kommenden Tagen rasant an Wachstum zulegen. In den Höhenlagen wird es noch ein paar Tage länger dauern, bis die Gerste ins Schossen geht. Je nach Sortenanfälligkeit findet man sehr viele Rhynchosporium Blattflecken, vereinzelt Netzflecken und in den meisten mehrzeiligen Sorten sehr viel Zwergrost. Für die nicht so strohstabilen mehrzeiligen Sorten und bei einem Ertragsniveau von über 7,5 t/ha empfehlen wir einen zweimaligen Einsatz eines Wachstumsregler. Der erste Einsatz sollte in EC 31/32 erfolgen. Bewährt haben sich Trinexapac Produkte (z.B. Moddus) mit 0,4-0,6 l/ha. Oder Produkte mit dem Wirkstoff Prohexadion-Calcium (z.B. Medax Top 0,6-0,9 l/ha oder Fabulis 0,9-1,2 l/ha), oder Kombinationsprodukte wie Prodax 0,4-0,8 kg/ha. Die höheren Aufwandmengen bei mehrzeiligen Sorten. Aufgrund des teils starken Krankheitsbefalls empfehlen wir die Zugabe eines Fungizids. Da ein solch früher Einsatz eine zweite Maßnahme erforderlich macht, kann die Aufwandmenge beim ersten Einsatz deutlich reduziert werden. 1,0 l Balaya, 1,0 l Delaro Forte oder ein anderes Produkt mit dem Wirkstoff Prothioconazol (mind 100 g/ha Prothioconazol) sollten ausreichen. Evtl. vorkommender Mehltau wird in der Gerste sehr gut mit Prothioconazol erfasst.
Für eine Einmalbehandlung ist es in Wintergerste noch viel zu früh. Bei dieser Strategie muss bis zum EC 37 (erscheinen des letzten Blattes) gewartet werden.
Winterweizen, Roggen, Triticale
In diesm Jahr wird die Halmbruchkrankheit eine größere Bedeutung erlangen (nutzen Sie die Halmbruchprognose unter Entscheidungshilfen) Dies auch nach Raps oder Mais als Vorfrucht. Lediglich in Sorten mit sehr geringer Anfälligkeit gegenüber Halmbruch (z.B. Campesino) kann auf eine gezielte Maßnahme gegen Halmbruch verzichtet werden. Neben Halmbruch müssen auch die Blattkrankheiten Septoria tritici (fast alle Weizensorten), Roste (Braunrost bei KWS Donovan, Gelbrost in Triticale) und Mehltau (in Triticale und Chevignon) beachtet werden. Bestandskontrollen sind unerlässlich um das richtige Fungizid auszuwählen. In der aktuellen WD-Broschüre finden Sie eine Tabelle mit den verschiedenen Fungiziden und ihren Wirkungsstärken. Bei den Prothiconazol-haltigen Produkten darf die Aufwandmenge nicht deutlich reduziert werden, wenn der Einsatz Halmbruch mit erfassen soll. Mind. 180-200 g/ha Prothioconazol. Bei aktuellem stärkerem Befall mit Rosten, muss zur Verbesserung der Stoppwirkung 50% eines Tebuconazol-haltigen Produkt hinzu gegeben werden (Zulassung in den einzelnen Getreidearten beachten!) Bei vorhandenem Mehltau bieten sich Produkte wie Input CL, Input Tripel oder Verben an.
Nikolaus Schackmann, DLR Eifel